Heizen nur mit E-Heizung: Sinnvoll oder nicht? | Klimaworld

Nur mit Elektroheizung heizen: Lohnt sich das? 

„Ausschließlich mit Strom heizen? Das ist doch viel zu teuer und außerdem total umweltschädlich!“ Das bekam man zumindest bis vor Kurzem zu hören, wenn man darüber nachdachte, nur eine Elektroheizung einzusetzen. Aber: Zeiten ändern sich.  

Unter bestimmten Voraussetzungen ist der Umstieg auf ausschließlich elektrische Heizungen durchaus zu empfehlen. Welche Bedingungen das sind und wie Sie Ihr Zuhause fit für die Umrüstung machen können, wird in diesem Artikel erklärt. 

> Heizen nur mit elektrischem Strom: Warum war das bisher keine gute Idee? 
> Vorteile einer Elektroheizung 
> Welche Arten von Elektroheizungen gibt es? 
> Heizen nur mit elektrischem Strom: Warum wird das langsam sinnvoller? 

Heizen nur mit elektrischem Strom: Warum war das bisher keine gute Idee? 

Im Vergleich mit anderen Heizungsarten, hatte die Elektroheizung bisher stets ganz klar das Nachsehen. Und zwar aufgrund mehrerer Punkte, die im Folgenden kurz beleuchtet werden. 

  • Hohe Kosten: Um unterschiedliche Heizungsarten miteinander vergleichen zu können, wird üblicherweise darauf geachtet, wie teuer die Erzeugung einer Kilowattstunde (kWh) ist. Die kWh aus Strom ist dabei mit großem Abstand die teuerste Variante. Daran hat sich auch durch die gravierenden Veränderungen auf dem Energiemarkt nichts geändert. Zwar ist der Abstand zu der einen oder anderen Heizungsform vielleicht etwas geschrumpft, grundsätzlich verursacht eine Elektroheizung aber immer noch die höchsten Betriebskosten. Was die Anschaffungskosten betrifft, ist die Stromheizung hingegen die preiswerteste Variante.
  • Hohe Umweltbelastung: Elektroheizungen sorgen ausschließlich mit Strom für Wärme. Und dieser muss erst einmal produziert werden. Aktuell liegt der Anteil an erneuerbaren Energien im deutschen Strommix bei gut 51 %. Das heißt, dass noch immer ein großer Teil, des in Deutschland produzierten Stroms, nicht „grün“ ist. Durchschnittlich erzeugt die Herstellung einer Kilowattstunde mit Strom ca. 560 Gramm CO2. Dieser Wert liegt sogar über jenen von Öl- und Gasheizungen. Zum Vergleich: Eine Wärmepumpe produziert pro kWh lediglich 100 Gramm Kohlendioxid, ein Erdgas-Brennwertkessel ungefähr 250 Gramm.
  • Kurzfristiger Wärmeeffekt: Klassische Elektro-Heizstrahler erwärmen die Luft in einem Raum. Das bringt einerseits den Vorteil, dass es schnell warm wird. Andererseits wird es – sobald der Strahler abgedreht wurde – auch ebenso schnell wieder kalt. Um mit E-Strahlern für dauerhafte Wärme zu sorgen, müssten diese im Dauerbetrieb laufen. Und dafür sind diese Geräte nicht ausgelegt.

Vorteile einer Elektroheizung 

Bei all den Nachteilen, die der Einsatz einer Elektroheizung als alleinige Wärmequelle mit sich bringt, ergeben sich durchaus auch Vorteile, die da wären: 

  • Vergleichsweise geringe Anschaffungskosten 
  • Kein Wartungsaufwand 
  • Schnelles Aufheizen 
  • Keine Brennstoffe nötig 
  • Einfache Installation 
  • Keine Rohrleitungen nötig 
  • Keine Notwendigkeit für Abgassystem (Schornstein) 

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Elektroheizungen bisher nicht für den Dauerbetrieb geeignet waren. Für Räume hingegen, die lediglich von Zeit zu Zeit benutzt werden, wie etwa Ferienappartements, Werkstätten etc., stellten E-Heizungen auch in der Vergangenheit bereits eine ausgesprochen bequeme Lösung dar. 

Welche Arten von Elektroheizungen gibt es? 

Nun sind die eingangs angeführten Nachteile einer Elektroheizung Allgemeinplätze. In der Realität unterscheiden sich die verschiedenen Arten von E-Heizungen oft aber sehr deutlich voneinander. Es ist deshalb notwendig, sich mit der Funktionsweise der diversen Modelle auseinanderzusetzen. Nur so kann die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Elektroheizung auch wirklich beantwortet werden.  

Die beliebtesten Varianten im Überblick: 

  • Radiator: Mit einer Flüssigkeit (Wasser oder Öl) gefüllte Heizungsvariante. Lässt sich einfach an der Steckdose anstecken und kann dank des geringen Gewichts bei Bedarf ganz einfach in einem anderen Raum aufstellen. Liefert eine Mischung aus Strahlungs- und Konvektionswärme. Braucht dadurch etwas, um den Raum zu beheizen. Dafür bleibt die Wärme auch länger erhalten. 
  • Konvektor: Die einfachste Variante. Konvektoren saugen Umgebungsluft an und erwärmen sie dank eines stark erhitzten Heizelements im Inneren des Gerätes. Die warme Luft steigt auf und gelangt so in den Raum zurück. Das sorgt sehr schnell für Wärme, die sich aber auch schnell wieder verflüchtigt, sobald der Konvektor abgedreht wird. 
  • Heizlüfter: Von der Funktionsweise her, dem Konvektor sehr ähnlich. Einziger Unterschied: Der Heizlüfter verwendet einen Ventilator, um die erwärmte Luft in den Raum zu blasen. Dadurch sorgt er noch schneller für Wärme als der Konvektor. 
  • Infrarotheizung: Das Funktionsprinzip basiert auf Strahlungswärme. Eine Infrarotheizung beeinflusst nicht die Raumluft, sondern die festen (und flüssigen) Gegenstände im Zimmer. Die Wärme wird dadurch als besonders angenehm wahrgenommen. 
  • Elektro-Heizkessel: Eher unüblich, aber doch immer wieder anzutreffen. Ein Elektro-Heizkessel ist das Herzstück einer elektrisch betriebenen Zentralheizung. 

Neben diesen fünf Hauptvarianten gibt es noch Hybridgeräte wie etwa Wärmepumpen. Eine Wärmepumpe wird zwar mit Strom betrieben, allerdings wandelt sie diesen nicht direkt in Wärmeenergie um, sondern nutzt ihn lediglich zur Erzeugung von Heizungswärme aus anderen Energieträgern. 

Heizen nur mit elektrischem Strom: Warum wird das langsam sinnvoller?  

Ob eine Heizungsart letztendlich als effektiv angesehen werden kann, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. In all diesen Bereichen, wie etwa Wärmedämmung, Photovoltaik oder Energiebedarf von Elektrogeräten, hat sich in jüngerer Vergangenheit sehr viel getan. Überall sind Verbesserungen erreicht worden, die den Betrieb einer Elektroheizung heute deutlich ökonomischer und umweltfreundlicher machen als noch vor 10 Jahren. 

  • Strommix wird grüner: Der Anteil an erneuerbaren Energien am deutschen Strommix steigt kontinuierlich. Windkraftanlagen und Solarparks werden ausgebaut, die Anzahl an (privaten) Photovoltaikanlagen wird immer größer. Entsprechend wird immer mehr Ökostrom produziert, was wiederum die Angebots- und Nachfragesituation ändert und den Energiemarkt umkrempelt. 
  • Gesetzliche Vorgaben zu Neubauten: In Deutschland darf kein Gebäude mehr errichtet werden, das in Sachen Energie- und Heizwärmebedarf die gesetzlichen Richtlinien nicht erfüllt. Der Bedarf eines neu gebauten Einfamilienhauses sollte ca. 50 % unter jenem eines 25 Jahre alten Bestandsgebäudes liegen. Durch Kernsanierungen ist es auch bei älteren Gebäuden möglich, diese Werte zu erreichen. 
  • Weiterentwicklungen in der PV-Technik/Gesetzgebung: Wer früher eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert hatte, profitierte stark von der Einspeisung des Solarstroms ins öffentliche Netz. Die dafür fällige Vergütung ist mittlerweile aber sehr gering. Der größte Vorteil von PV-Strom ist heute die gestiegene Unabhängigkeit von großen Energieversorgern. Betreiber einer Photovoltaikanlage werden immer unabhängiger von den öffentlichen Netzen. Dazu kommt, dass moderne Anlagen enorm an Effektivität gewonnen haben im Vergleich zu älteren Modellen. 
  • Immer bessere Stromspeicher: Wer seinen Strom selbst produziert – etwa mithilfe einer Photovoltaikanlage – der ist meist nicht in der Lage, die komplette Energie sofort nach Erzeugung zu verbrauchen. Deshalb braucht es effektive Methoden der Energiespeicherung. Die Speichertechnologie hat in der jüngsten Vergangenheit einen großen Schritt nach vorn gemacht. Solarstrom steht mittlerweile auch dann zur Verfügung, wenn die Sonne nur wenig oder überhaupt nicht scheint. 
  • Sparsame und smarte Geräte: Moderne Elektrogeräte benötigen immer weniger Strom. Zudem sind viele von ihnen mit Technologie ausgestattet, die es ihnen erlaubt, nur dann zu arbeiten, wenn die PV-Anlage auch tatsächlich Strom produziert. Smarte Geräte können mit dem Energienetz kommunizieren und ihren Betrieb entsprechend anzupassen.

Ziel ist die perfekte Kombination aus all diesen Faktoren. Dann – und nur dann – ist das alleinige Heizen mit einer Elektroheizung eine Option, über die es sich nachzudenken lohnt. 

Nur mit E-Heizung heizen? Fazit 

Noch vor wenigen Jahren wäre das Urteil eindeutig ausgefallen. Ausnahmslos mit Strom zu heizen, wäre auf keinen Fall empfehlenswert gewesen. Langsam ändern sich die Zeiten aber. Und das aus mehreren Gründen. 

Je mehr Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, desto weniger CO2 fällt bei der Produktion an. Die Infrastruktur für nachhaltige Ökostromerzeugung wird kontinuierlich ausgebaut. Überall werden neue Windparks und Windräder gebaut, der Anteil an Photovoltaikanlagen steigt unaufhörlich. Den Nachteil in Sachen Ökologie gegenüber anderen Heizungsarten hat die Elektroheizung somit bald wettgemacht. 

Durch die Verbesserungen der Photovoltaiktechnik sind PV-Anlagenbesitzer heute in der Lage, immer mehr Strom für den Eigenverbrauch selbst zu produzieren. Die Folge ist, dass sie gleichzeitig immer weniger Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen müssen. Der früher beim Betrieb von Elektroheizungen entstandene Kostennachteil ist weit nicht mehr so vorhanden, wie er einmal war. 

Für das Heizen von kernsanierten Alt- und energieeffizienten Neubauten ist heute deutlich weniger Energie notwendig als etwa für ein unsaniertes, 25 Jahre altes Einfamilienhaus. Gesetzliche Richtlinien schreiben eine entsprechende Bauart bzw. die notwendige Renovierung mittlerweile vor. Heizungen – und somit auch die Elektro-Variante – müssen heute deutlich weniger Energie liefern, um ein angenehmes Ergebnis zu garantieren. 

Kurz gesagt: Unter bestimmten Voraussetzungen sollten sich Bauherren heute durchaus ernsthaft mit der Fokussierung auf eine Elektroheizung als Haupt-Wärmequelle beschäftigen. Wichtig sind ein hoher Ökostrom-Anteil, eine möglichst effektive Photovoltaikanlage und ein entsprechender Zustand der Gebäudedämmung.