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Irrtümer und Mythen über Solarthermie
Wer an selbst produzierte Solarenergie denkt, der denkt wohl zuallererst an Photovoltaikanlagen. Diese erfahren nämlich aktuell aufgrund mehrerer globaler Krisen einen noch nie da gewesenen Boom. Die PV-Anlage ist allerdings nicht die einzige Art und Weise, wie wir uns die Kraft der Sonne nutzbar machen können. Mithilfe der Solarthermie lässt sich Sonnenenergie in Wärmeenergie umwandeln, die im Haushalt genutzt werden kann.
Dennoch führt diese Technologie – besonders im Vergleich mit der Photovoltaik – eher ein Schattendasein. Verantwortlich für diese stiefmütterliche Behandlung sind vermutlich auch die zahlreichen Irrtümer und Mythen, die sich um die Solarthermie ranken. Der nachfolgende Artikel möchte deshalb sieben der sich am hartnäckigsten haltenden Irrglauben behandeln und sie entkräften.
> Irrtum Nr. 1: Solarthermie? Das ist doch das gleiche wie Photovoltaik
> Irrtum Nr. 2: Solarthermie lohnt sich nicht
> Irrtum Nr. 3: Solarthermie ist für den Norden Deutschlands ungeeignet
> Irrtum Nr. 4: Warmwassersolaranlagen lohnen sich mehr als Solarheizungen
> Irrtum Nr. 5: Solarthermie eignet sich nur für gut gedämmte Häuser
> Irrtum Nr. 6: Der Energieaufwand für die Produktion einer Solarthermieanlage ist höher, als es die Erzeugung jemals sein kann
> Irrtum Nr. 7: Solarthermie ist im Winter völlig nutzlos
Irrtum Nr. 1: Solarthermie? Das ist doch das gleiche wie Photovoltaik
Solarenergie ist für viele Menschen gleichzusetzen mit dem Begriff Photovoltaik. Eine Solaranlage ist so in ihren Augen automatisch eine PV-Anlage. Das ist jedoch falsch –. Photovoltaik und Solarthermie machen sich zwar beide die Kraft der Sonne zunutze, allerdings auf unterschiedliche Art und Weise. Während die Photovoltaikanlage die Sonnenenergie in Strom umwandelt, wird dank der Solarthermie aus Sonnenwärme für den Haushalt nutzbare Wärme (Warmwasser oder Heizung).
Eine Konkurrenzsituation entsteht dadurch nicht. Ganz im Gegenteil: Da Solarthermie-Kollektoren verhältnismäßig klein sind, finden auf den meisten Dächern beide Kollektorarten Platz. Solarthermie und Photovoltaik tragen in diesem Fall beide ihren Teil zu einem nachhaltigen Energiemix bei.
Weiterführende Informationen über das Funktionsprinzip der Solarthermie, sowie der Unterschied zur Phovotoltaik, können Sie im Blogartikel über Solarthermie vs Photovoltaik lesen.
Irrtum Nr. 2: Solarthermie lohnt sich nicht
Der wohl hartnäckigste Irrglaube, wenn es um Solarthermie geht: Solarthermie lohnt sich nicht. Die Investitionskosten wären zu hoch, eine installierte Anlage würde sich niemals richtig rentieren. Die Solarthermie lohnt sich jedoch sogar auf zwei Arten. Erstens: Sie spart enorm viel CO2 ein und hilft so dabei, unseren Energiebedarf auf nachhaltige Weise zu decken. Zweitens: Der Kunde spart sich durch die Installation viel Geld – auf lange Sicht gesehen.
Wer sich für eine Solarthermieanlage entscheidet, verbraucht deutlich weniger vom bisher genutzten Brennstoff. Ganz egal, ob mit Öl, Gas, Holz oder Strom geheizt wurde. Diese Einsparungen sorgen dafür, dass sich das Projekt – abhängig von der tatsächlichen Anlagengröße – innerhalb weniger Jahre rechnet. Zum besseren Verständnis eine kleine Gegenüberstellung. Eine Kilowattstunde (kWh) Solarwärme spart durchschnittlich ein:
- 0,25 kg Brennholz
- 0,12 m³ Gas (auf Erdgasbasis)
- 0,09 Liter Heizöl
Was in der Kosten-Nutzen-Gleichung an diesem Punkt überhaupt noch nicht vorkommt, sind die staatlichen Förderungen, die für die Installierung einer Solarthermieanlage ausbezahlt werden. Aktuell gewährt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen der „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) eine Unterstützung in Höhe von 25 % der förderfähigen Investitionskosten.
Fügt man die Förderungen noch in die Rechnung ein, ist der rechnerische Ausgleich noch viel schneller erreicht. Bei einer Haltbarkeit von rund 30 Jahren haben Solarthermieanlagen also sehr viel Zeit, sich so richtig zu lohnen.
Irrtum Nr. 3: Solarthermie ist für den Norden Deutschlands ungeeignet
Dass die Sonneneinstrahlung im Süden Deutschlands intensiver ist als in den nördlichen Regionen, ist unbestritten. Dass sich deshalb dort oben der Betrieb einer Solarthermieanlage nicht rechnen würde, ist hingegen ein weitverbreiteter Irrglaube.
Zunächst einmal gibt es auch in Küstennähe viele Regionen, in denen vergleichsweise viele Sonnenstunden genossen werden können. Der nächste Punkt: Auch wenn in weniger sonnenverwöhnten Gegenden entsprechend weniger Solarwärme produziert werden kann, heißt das ja nicht, dass eine Solarthermieanlage hier komplett im Leerlauf unterwegs ist. Der einzige Unterschied zum Süden Deutschlands: Der Zeitpunkt der Amortisierung verschiebt sich etwas weiter nach hinten. Dass er aber innerhalb einer vernünftigen Frist erreicht wird, steht außer Frage.
Irrtum Nr. 4: Warmwassersolaranlagen lohnen sich mehr als Solarheizungen
Solarthermieanlage ist nicht gleich Solarthermieanlage. Tatsächlich gibt es unterschiedliche Typen. Die Anlagen, die lediglich für warmes Brauchwasser sorgen auf der einen Seite, und jene, die auch Heizwärme liefern auf der anderen. Unbestritten ist, dass in vielen Modellrechnungen Warmwasseranlagen besser abschneiden als Solarheizungen. Zweitere benötigen einfach mehr Wärmeleistung. Und das hat wiederum zur Folge, dass sie im Sommer mehr Solarwärme produzieren, als im Haushalt gebraucht wird. Dieses nicht genutzte Potenzial beeinflusst die Bilanz negativ. Zumindest auf dem Papier.
Dieser negative Effekt lässt sich deutlich verringern, indem die optimale Nutzung der Solarwärme auch im Sommer sichergestellt wird. Haushaltsgeräte mit hohem Wärmebedarf, wie etwa der Geschirrspüler oder die Waschmaschine, gehören deshalb auf jeden Fall an die Solar-Warmwasserversorgung gekoppelt.
Vorteile der Solarheizungen Im Fall der größeren Solarheizungen gilt: Mit steigender Anlagengröße nimmt der Anteil der Speicher- und Installationskosten ab. Auch wenn der Gewinn hier etwas niedriger ausfälle, spart eine große Anlage unterm Strich noch immer 20 bis 30 % der ursprünglichen Brennstoffkosten ein. |
Irrtum Nr. 5: Solarthermie eignet sich nur für gut gedämmte Häuser
Dass gut gedämmte (Neu)Bauten einen niedrigeren Energiebedarf haben als schlecht gedämmte (Alt)Bauten, ist klar. Dass sich im zweiten Fall eine Solarthermieanlage nicht rechnen würde, ist hingegen ein weiterer Irrtum, der sich hartnäckig hält.
Zugegeben: Auf den ersten Blick spricht nicht sehr viel für die Installation einer Solarthermie-Anlage in einem schlecht gedämmten Altbau. In einem gut gedämmten Gebäude kann die ST-Anlage einen Deckungsanteil an der benötigten Energie von rund 30 % erreichen. In schlecht isolierten Gebäuden ist hingegen meist bei 10 % Schluss. Im zweiten Fall spart die Solaranlage aber besonders viel Brennstoffkosten ein. Wie das?
Die Heizperiode in Deutschland dauert von Oktober bis April. Moderne Gebäude benötigen in der Übergangszeit (also September/Oktober bzw. April/Mai) normalerweise aber keine Heizung mehr. Alte Gebäude schon. Gerade im April und Mai gibt es in Deutschland viele Sonnenstunden. Auch im September und Oktober verwöhnt uns der Altweibersommer oft noch mit warmen Temperaturen und viel Sonnenlicht. Eine Solaranlage kann in diesem Zeitraum also schon (bzw. noch) hohe Erträge erzielen und somit dabei helfen, eine nicht unwesentliche Menge an Brennstoff einzusparen.
Irrtum Nr. 6: Der Energieaufwand für die Produktion einer Solarthermieanlage ist höher, als es die Erzeugung jemals sein kann
Es ist durchaus möglich, dass diese Einschätzung irgendwann vor einigen Jahrzehnten ihre Richtigkeit hatte. Solarthermie war noch nicht so verbreitet unddie Technologie steckte in den Kinderschuhen. Mittlerweile hat sich, besonders hinsichtlich der Technik, aber einiges getan. Die Anlagen werden immer effizienter und erreichen immer schneller den Zeitpunkt der finanziellen und energietechnischen Amortisation.
Aktuell sieht es ungefähr folgendermaßen aus: Die Zeit, in der also der Ertrag rechnerisch seine Kosten ausgeglichen hat (auch Energierücklaufzeit genannt) liegt bei Solarthermie-Anlagen irgendwo zwischen zwei und vier Jahren. Moderne Anlagen erreichen problemlos eine Lebenszeit von 20 bis 30 Jahren. Ganz pessimistisch und vorsichtig gerechnet erzeugen moderne Geräte also „nur“ fünfmal so viel Energie, wie für ihre Herstellung aufgewendet werden musste.
Irrtum Nr. 7: Solarthermie ist im Winter völlig nutzlos
Es ist logisch, dass der der Ertrag einer Solaranlage in den sonnenreichen Frühlings- und Sommermonaten höher ist, als in der dunklen Jahreszeit. Dass er im Winter völlig einbrechen würde, ist hingegen falsch. Anders als in den Gebieten jenseits des nördlichen Wendekreises leben wir hier in Deutschland im Winter nicht in vollkommener Dunkelheit. Die Sonne zeigt sich durchaus öfter, als man meinen würde.
Eine Solarthermieanlage liefert also auch in den Wintermonaten Wärmeenergie für Ihren Haushalt. Zwar nicht in den Mengen wie im Sommer, aber immer noch genug, um rund 30 % des Wärmebedarfs eines Einfamilienhauses zu decken.
Irrtümer und Mythen über die Solarthermie: Fazit
Die Solarthermie ist deutlich besser als ihr Ruf. Die effiziente Technik führt im Vergleich zur beliebteren Photovoltaik aktuell eher noch ein Schattendasein. An ihrer Effizienz kann das aber nicht liegen, sondern vielmehr an falschen Vorurteilen, die sich hartnäckig halten. Der Bundesverband Solarwirtschaft hat eine Beispielrechnung erstellt, die kleinen Solarthermie-Anlagen ein Einsparungspotenzial von rund 10.000 Euro in 20 Jahren attestiert. Bei größeren Anlagen sind es gar 14.000 Euro.
Dabei wurden in dieser Berechnung staatliche Förderungen noch gar nicht berücksichtigt. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützt die Montage von Solarthermieanlagen mit bis zu 25 % der förderungsfähigen Kosten. Genauere Informationen über diese Förderungen - und natürlich welche Bedingungen erfüllt sein müssen und was gefördert wird, finden Sie imBlogbeitrag über die BAFA und BEG Förderungen. Dieser Artikel wird stets aktuell gehalten und bei Änderungen immer auf dem neuesten Stand gebracht.
Das beste Ergebnis liefert die Solarthermie in Kombination mit Photovoltaik. Für beide Anlagentypen ist auf einem klassischen Hausdach mehr als genug Platz. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern bzw. den großen Energiekonzernen lässt sich durch dieses Zusammenspiel auf ein Minimum reduzieren.