9 Irrtümer über Photovoltaik – widerlegt| Klimaworld
9 häufige Irrtümer über Photovoltaik widerlegt
Wissen ist gut, Halbwissen weniger. Es gibt Themen, da halten sich Mythen und Irrtümer besonders hartnäckig. Weil sie immer wieder aufgewärmt und weitergetragen werden. „Der Friseur meines Schwagers hat erzählt…“. Die Photovoltaik ist eines jener Gebiete, in dem viele vermeintliche Experten unterwegs sind und ebenso viele unhaltbare Behauptungen kursieren. Wir wollen unseren Beitrag zu einer vernünftigen, auf Fakten basierenden Auseinandersetzung mit dem Thema Photovoltaik leisten. Dafür haben wir die häufigsten Vorurteile, Gerüchte und fehlerhafte Aussagen recherchiert - und entkräften sie allesamt in diesem Artikel.
> Irrtum 1: In Deutschland gibt es nicht genug Sonnenschein für gute Photovoltaik-Erträge
> Irrtum 2: Photovoltaikanlagen liefern nur auf südseitigen Dächern gute Erträge
> Irrtum 3: Die durchschnittliche Lebensdauer einer Photovoltaikanlage ist gering.
> Irrtum 4: Die Produktion von Photovoltaikanlagen verbraucht mehr Energie, als sie jemals liefern können
> Irrtum 5: Der Betrieb einer Photovoltaikanlage bringt keine Entlastung für die Geldbörse
> Irrtum 6: Photovoltaikanlagen rechnen sich erst nach einer Ewigkeit
> Irrtum 7: Photovoltaikanlagen werden heute gar nicht mehr gefördert
> Irrtum 8: Akkus für Solaranlagen sind viel zu teuer und zu schwach
> Irrtum 9: Bei einem Brand löscht die Feuerwehr mein Haus nicht, wenn eine Photovoltaikanlage vorhanden ist
Irrtum Nr. 1: In Deutschland gibt es nicht genug Sonnenschein für gute Photovoltaik-Erträge.
Zugegeben, es gibt sonnigere Gegenden als Mitteleuropa. Besonders im Spätherbst und im Winter warten wir oft tagelang vergebens auf einen wärmenden Sonnenstrahl. Glücklicherweise nehmen Photovoltaikanlagen die Sache nicht so ernst. Sie funktionieren nämlich auch bei weniger guten Lichtverhältnissen, wenn auch mit geringerer Leistungsabgabe.
In unseren Breitengraden liefert eine Solaranlage mit einer Fläche von ca. 8 m² jene Menge an Strom, die ein 1-Personen-Haushalt im Jahr durchschnittlich benötigt (etwa 1.500 kWh). Nehmen wir das für sein häufiges „Schietwetter“ bekannte Hamburg als Beispiel, so gab es dort von Dezember 2019 bis Dezember 2020 etwas über 1.800 Sonnenstunden. Für eine moderne Solaranlage definitiv ausreichend, um eine vernünftige Menge an Strom zu produzieren.
Fazit: In Deutschland gibt es auf jeden Fall genug Sonnenstunden, um gute Erträge aus einer Solaranlage zu generieren.
Irrtum Nr. 2: Photovoltaikanlagen liefern nur auf südseitigen Dächern gute Erträge.
Auf den ersten Blick klingt die Annahme nachvollziehbar. Oder sagen wir besser: Nicht völlig aus der Luft gegriffen. Dass es auf südseitigen Dächern mehr Sonneneinstrahlung als auf der gegenüberliegenden Nordseite gibt, ist klar. Heißt das aber auch, dass sich der Betrieb einer Solaranlage nur auf der Südseite rechnet?
Nein, das ist nicht der Fall. Auch eine Ost- oder Westausrichtung liefert genug Strom und bietet bei flacherer Neigung sogar konstantere Ausbeute als die reine Ausrichtung nach Süden. Da in diesem Fall die Morgen- bzw. Abendsonne eingefangen wird, produziert die Solaranlage just zu jenen Zeiten den meisten Strom, an denen auch der Verbrauch am höchsten ist. Eben morgens und abends. Um die geringere Sonneneinstrahlung im Vergleich zur südseitigen Ausrichtung auszugleichen, empfehlen wir die Montage von zusätzlichen Solarmodulen. Zudem verbessert sich die Solartechnik stetig. Moderne Module kommen mit viel weniger Licht zurecht, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war.
Fazit: Eine Photovoltaikanlage muss nicht zwingend auf einem südseitigen Dach montiert sein, um guten Ertrag zu liefern. Auch die West- und die Ostseite eignen sich hervorragend. Die Nordausrichtung hingegen sollten Sie vermeiden!
Irrtum Nr. 3: Die durchschnittliche Lebensdauer eine Photovoltaikanlage ist gering. Sie liegt bei lediglich 20 Jahren.
Eines der wohl hartnäckigsten Gerüchte, wenn es um Photovoltaikanlagen geht. Bereits nach 20 Jahren sei der Ofen aus. Ende Gelände. Kein Ertrag mehr, die Anlage muss abgebaut werden.
Das ist nicht korrekt. Dieser falsche Eindruck entstand noch aus den Pioniertagen der Technik, als die Komponenten aufgrund der Innovation und Neuentwicklung noch kein primäre Augenmerk auf Langlebigkeit gelegt haben. Ebenso wurde die Einspeisevergütung auf 20 Jahre festgelegt – was zu einer allgemeinen Wahrnehmung und Endlichkeit von 20 Jahren geführt hat. Aus Fachkreisen ist zu vernehmen, dass die Lebenserwartung einer kristallinen Solarzelle heute bei mehr als 30 Jahren liegt. Im Durchschnitt kann von einer Betriebsdauer von 30 bis 40 Jahren ausgegangen werden. Inzwischen geben die meisten Herstellern sogar eine lineare Leistungsgarantie von 80 % für 25 Jahre. Vereinfacht: Nach 50 Jahren garantiert der Hersteller noch 80 % der Leistung zum Zeitpunkt des Neukaufs.
Fazit: Die Investition in eine Solaranlage ist eine Investition in die Zukunft. Wer sich für die Montage einer Photovoltaikanlage entscheidet, der wird bis zu 40 Jahre lang mit kostenlosem Solarstrom versorgt.
Irrtum Nr. 4: Die Produktion von Photovoltaikanlagen verbraucht mehr Energie, als diese jemals liefern können.
In der Produktion aller Art von Waren oder Geräten wird Energie benötigt. Gerüchten zufolge ist der Bedarf bei der Herstellung einer Photovoltaikanlage besonders hoch. Der Betrieb einer derartigen Anlage würde somit nur dem eigenen Ego nützen, den Planeten aber übermäßig belasten.
Eine einfache Rechnung zeigt: Die Annahme ist nicht korrekt. Die durchschnittliche Strommenge, die ein Solarmodul pro Jahr erzeugt, liegt bei rund 280 Kilowattstunden (kWh). Ausgehend von einer durchschnittlichen Lebensdauer von 25 Jahren (wobei dieser Wert sehr niedrig angesetzt ist. Dazu aber später mehr.) kommen wir so auf 6.250 kWh Solarstrom, den ein Solarmodul erzeugt. Bei der Herstellung eines polykristallinen Silizium-Moduls werden rund 600 kWh verbraucht. Daraus folgt: Eine Photovoltaikanlage hat sich in energietechnischer Hinsicht bereits nach zwei Jahren amortisiert. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie dies Fraunhofer-Institutes für Solare Energiesysteme (ISE). Am Ende seiner Einsatzzeit hat eine Photovoltaikanlage somit zehnmal mehr Energie produziert, als für ihre Herstellung benötigt wurde.
Die Energiebilanz ist auch dann noch deutlich positiv, wenn die für Nutzung und Recycling benötigte Energie miteinberechnet wird. Der Aufwand für ein Modul liegt dann bei rund 2.000 kWh. Also knapp ein Drittel der erzeugten Energie.
Fazit: Die Energiebilanz einer Photovoltaikanlage ist ausgezeichnet. Das Verhältnis von bei der Herstellung benötigtem Strom und erzeugtem Strom liegt bei 1:10.
Irrtum Nr. 5: Der Betrieb einer Photovoltaikanlage bringt keine Entlastung für die Geldbörse.
Teuer in der Anschaffung, teuer im Betrieb, teuer in der Wartung. Wer sich eine Photovoltaikanlage auf sein Dach setzt, dem bleibt am Ende kein Plus auf dem Konto. Angeblich zahlt dieser jemand sogar noch drauf.
Das ist natürlich völlig falsch. Der erzeugte Solarstrom kann auf zwei Arten genutzt werden. Entweder zur Deckung des eigenen Bedarfs. Oder er wird ins öffentliche Netz eingespeist. Bei der zweiten Variante wird der Betreiber der Solaranlage für seinen Aufwand mit einer sogenannten Einspeisevergütung entschädigt. Er verdient mit seinem selbsterzeugten Strom also Geld. Wer den erzeugten Solarstrom komplett selbst verbrauchen möchte, der sieht dafür (logischerweise) kein Geld. Aber er spart Geld. Denn: Je größer der Anteil am Eigenbedarf ist, der durch Solarstrom aus der Photovoltaikanlage gedeckt wird, desto weniger Strom muss aus dem öffentlichen Netz bezogen werden. Das hat zur Folge, dass die Stromrechnung nachhaltig sinkt.
Fazit: Der Betrieb einer Photovoltaikanlage bringt auf zwei Arten Entlastung für die Geldbörse. Bei Einspeisung ins öffentliche Netz durch die Einspeisevergütung. Bei der teilweisen Deckung des Eigenbedarfs durch ein Senken der Stromrechnung.
Irrtum Nr. 6: Photovoltaikanlagen rechnen sich erst nach einer Ewigkeit.
Die hohen Anschaffungs- und Betriebskosten sind der Grund dafür, dass es sehr lange dauert, ehe die Photovoltaikanlage die Investition wieder „hereingearbeitet“ hat. Zumindest lautet so die gängige Meinung.
Dem ist allerdings nicht so. Wer seine Anlage komplett aus Eigenmitteln finanziert, der kann mit einer Amortisationszeit zwischen 11 und 13 Jahren rechnen. Wer auf Darlehen zurückgreift, muss etwas länger warten, 13 bis 15 Jahre sind allerdings auch keine Ewigkeit. Angesichts der durchschnittlichen Lebensdauer einer Photovoltaikanlage von 30 bis 40 Jahren eine durchaus verlockende Perspektive. Wenn Sie Leistungen der Installation selbst übernehmen, lassen sich die Kosten und damit die Dauer der Amortisierung zusätzlich verringern. So können Sie etwa die Montage der Module selbst übernehmen, um die Kosten zu senken. Die Kosten für die elektrische Installation sollten Sie hingegen auf gar keinen Fall einsparen! Diese muss ein Fachmann durchführen.
Übrigens: Steckerfertige Balkonsysteme, wie etwa die Mini-Solaranlage Mono Octo, können sich aufgrund wegfallender Montage- und Installationskosten (Plug & Play) bereits innerhalb von 5 Jahren rechnen.
Fazit: Photovoltaik-Anlagen rechnen sich je nach Größe und Anschaffungskosten der Anlage bereits ab 5 Jahren (Balkonsolar) bis etwa 10 Jahren + (PV mit Elektro-Installation).
Irrtum Nr. 7: Photovoltaikanlagen werden heute gar nicht mehr gefördert.
Angeblich sind die Tage der Photovoltaik als förderungsfähige Technik längst vorbei. Woran das liegt, das kann niemand so wirklich sagen. Nur dass es so ist, darüber sind sich viele einig.
Ihr Problem: Sie haben Unrecht. Es gibt sogar mehrere Möglichkeiten die Anschaffung einer Photovoltaikanlage fördern zu lassen. So sieht beispielsweise das Erneuerbare-Energien-Gesetz (kurz: EEG) ebenso Fördermöglichkeiten für Solaranlagen vor wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (kurz: KfW). Dazu kommen regional unterschiedliche Programme der Bundesländer und Kommunen. Generell gilt: Besonders gut klappt die Förderung bei Anlagen mit angeschlossenem Speicher!
Fazit: Die Anschaffungskosten einer neuen Photovoltaikanlage müssen Sie in keinem Fall ausnahmslos selbst tragen. Im umfangreichen Angebot an Fördermöglichkeiten finden Sie garantiert die für Sie und Ihr Projekt passende Unterstützung. Davon, dass es für Solaranlagen heute keine Förderungen mehr gibt, kann also keinesfalls die Rede sein.
Irrtum Nr. 8: Akkus für Solaranlagen sind viel zu teuer und zu schwach.
Es war in der Vergangenheit tatsächlich so, dass Speicher für Photovoltaikanlagen nicht unbedingt mit dem bestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnis gepunktet hatten. Bei einer Technologie, die noch in den Kinderschuhen steckt, ist dies aber meistens der Fall.
Seit den Pioniertagen hat sich jedenfalls einiges getan. Der technologische Fortschritt hat auch in der Akku-Technik deutliche Verbesserungen mit sich gebracht. Dazu kommen gezielte Förderprogramme für die Nachrüstung der Photovoltaikanlage mit passenden Speichern.
Fazit: Wohl die Annahme mit der besten Grundlage, soll das noch ausbaufähige Preis-Leistungs-Verhältnis der Speicher kein Hindernis für den Kauf einer Solaranlage darstellen. Wer seinen Eigenverbrauch entsprechend optimiert (Stromfresser tagsüber mit Solarstrom betreiben; E-Autos, E-Bikes mit Solarstrom aufladen), der benötigt nur kleine und dementsprechend preiswertere Akkus.
Irrtum Nr. 9: Bei einem Brand löscht die Feuerwehr mein Haus nicht, wenn eine Photovoltaikanlage vorhanden ist.
Dass sich Strom und Wasser nicht gut vertragen bzw. in ihrer Kombination eine Gefahr für Menschenleben darstellen, ist klar. Dass sich die Feuerwehr im Brandfall allerdings weigern würde, Löscharbeiten durchzuführen, ist Unsinn.
So hat der Deutsche Feuerwehrverband bereits 2010 Richtlinien für die Löscharbeiten von Häusern und Freiflächen mit Solaranlagen eingeführt. Im Zentrum der Anweisungen steht dabei der richtige Sicherheitsabstand, der Schutz für die Retter bietet, aber gleichzeitig die notwendige Hilfeleistung ermöglicht. Seit einigen Jahren gibt es außerdem in der Produktion von Akkus für Solaranlagen große Fortschritte. Die arbeiten immer besser und werden immer erschwinglicher, wodurch immer mehr von ihnen in Privathaushalten zu finden sind. Die Feuerwehr hat deshalb bereits 2014 die Richtlinien um den Umgang mit Lithium-Ionen-Speichern erweitert.
Fazit: Nein, die Feuerwehr löscht Ihr Haus, auch mit installierter Photovoltaikanlage am Objekt! Das sind Profis und wissen deshalb genau, was zu tun ist.