PV-Anlage mit Ost-West-Ausrichtung: Lohnt sich das? | Klimaworld

Lohnt sich Photovoltaik bei Ost-West-Ausrichtung? 

Photovoltaik als neue Technologie zu bezeichnen, das käme heute wohl niemandem mehr in den Sinn. Der Markt boomt und immer mehr Häuser haben eine PV-Anlage auf dem Dach, um eigenen Strom zu erzeugen. Seitdem Photovoltaikanlagen in den privaten Bereich drängen, wird sie von mal mehr, mal weniger unsinnigen Mythen begleitet. Einer der hartnäckigsten lautet: Eine PV-Anlage mit Ost-West-Ausrichtung lohnt sich nicht, denn sie kann angeblich niemals jene Erträge liefern, die notwendig wären, um die vermeintlich hohen Investitionskosten wieder hereinzuholen. Warum dieses Vorurteil der Vergangenheit angehört, erklärt der folgende Blog-Beitrag. 

> Warum eine Photovoltaikanlage mit Ost-West-Ausrichtungsehr wohl eine gute Idee ist 
> Warum die Ost-West-Ausrichtung einer PV-Anlage sogar besser als die Süd-Ausrichtung sein kann 
> PV mit Ost-West-Ausrichtung: Der richtige Wechselrichter 

Warum eine Photovoltaikanlage mit Ost-West-Ausrichtung sehr wohl eine gute Idee ist 

Um zu verstehen, warum die Ost-West-Ausrichtung keineswegs gegen die Rentabilität einer PV-Anlage spricht, muss man die gesamte Konstruktion aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Es gibt nämlich mehrere Faktoren, die eine derartige Verwendung rentabel machen. 

Da wäre zunächst die Technik. Die technologischen Sprünge der vergangenen Jahre und Jahrzehnte waren bzw. sind beeindruckend. Jede einzelne Komponente einer Photovoltaikanlage ist heute leistungsstärker als ihre Vorgängerversion. Und das teilweise deutlich. Wo in der Frühphase der privat genutzten Photovoltaik Bedenken bezüglich einer unvorteilhaften Ost-West-Ausrichtung berechtigt waren, hat sie die bessere Technik mittlerweile eindeutig zerstreut.  

Damit aber nicht genug, denn unter bestimmten Gesichtspunkten ist die Ost-West-Ausrichtung der Südausrichtung sogar überlegen. Welche Punkte das sind, beleuchtet der nächste Abschnitt näher. 

Warum die Ost-West-Ausrichtung einer PV-Anlage sogar besser als die Süd-Ausrichtung sein kann 

Die Süd-Ausrichtung ist nicht in jeder Situation ihrer Ost-West-Variante überlegen. Damit die Ost-West-Ausrichtung die Nase vorn haben kann, müssen jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die wichtigste davon: Man muss es mit einem Flachdach zu tun haben. Dann ist der Ertrag von Ost-West-Anlagen nämlich um 40 % höher als jener von Süd-Anlagen. Dafür gibt es fünf Hauptgründe: 

  • Dachfläche: Die Montage einer Photovoltaikanlage in Ost-West-Ausrichtung nutzt die vorhandene Dachfläche viel besser aus als die Süd-Variante. Da man sich nicht nur auf eine Himmelsrichtung konzentriert, ist eine wechselseitige Anordnung der Module und somit eine effizientere Nutzung der vorhandenen Fläche möglich. Während auf einem 150 m² großen Dach in Südrichtung nur 91 Module aufgestellt werden können, liegen sich die Ost- und die West-Module gegenüber, ohne sich gegenseitig zu verschatten. So finden 170 Module Platz. Rechnet man pro Modul mit einer Leistung von 250 Watt, ergibt das eine Anlagenpower von 42,5 anstatt 22,75 kW.
  • Stromproduktion: Wie in so vielen Bereichen des Lebens kommt es auch hier auf die Betrachtungsweise an. Rechnet man nämlich die Spitzenzeiten heraus, liefert die Ost-West-Anlage tatsächlich mehr Strom als die Süd-Anlage. Der Grund dafür ist recht einfach: Während zweitere hauptsächlich rund um die Mittagszeit Strom liefert (dafür allerdings sehr viel), produziert erstere sowohl am Morgen als auch am Nachmittag Strom Sie beginnt also früher und hört später auf. Insgesamt weniger Ertrag, durch mehr Module und eine insgesamt längere Produktionsphase aber ein klares Plus.
  • Eigenverbrauch: Die Süd-Variante produziert in den Spitzenzeiten also deutlich mehr Strom als ein Ost-West-Modell, das steht außer Frage. Das große Problem dabei: Strom wird vermehrt am Morgen und am Nachmittag benötigt. Untertags sind die Kinder in der Schule und die Eltern auf Arbeit. Die Produktionsspitzen in der Mittagszeit sind zwar schön, einen wirklichen Nutzen bringen sie aber nicht, sofern man nicht einen Stromspeicher für die spätere Verwendung besitzt.  Eine PV-Anlage mit Ost-West-Ausrichtung liefert über den Tag verteilt gleichmäßig Energie, da sie sowohl die Morgen- als auch die Nachmittagssonne nutzen kann. 

Stromspeicher für späteren Verbrauch 

Natürlich ist der Strom, der in Spitzenzeiten von einer Süd-Anlage produziert wird, nicht verloren. Sie haben die Möglichkeit, in einem extra Speicher zwischenzulagern und am Abend darauf zuzugreifen. Die zweite Option ist die Einspeisung ins öffentliche Netz. Dafür erhalten Sie sogar eine Einspeisevergütung. Allerdings ist die in den letzten Jahren deutlich gesunken. Die Speicher-Variante ist so gesehen zu bevorzugen – sofern die entsprechenden räumlichen Gegebenheiten vorhanden sind. Bei der Ost-West-Variante ist der Einbau aber in der Regel nicht möglich. Stattdessen wird auf den sofortigen Verbrauch des produzierten Stroms gesetzt. 

  • Wind: Photovoltaikanlagen sind auf dem Dach den Elementen ausgesetzt. Da über das gesamte Jahr doch immer wieder stärkere Stürme über Deutschland hinwegfegen, ist es wichtig, die Module nachhaltig zu fixieren. Je geringer dabei der Neigungswinkel der Module ist, desto geringer ist die potenzielle Angriffsfläche für Wind. Eine Süd-Anlage sorgt üblicherweise bei 30 bis 35° Neigung für den besten Ertrag. Für Ost-West-Anlagen sind 20° ideal – was wiederum die erwähnte Angriffsfläche für Wind deutlich verringert.

PV mit Ost-West-Ausrichtung: Der richtige Wechselrichter  

PV-Anlagen mit einer Ost-West-Ausrichtung haben keine großen Erzeugungsspitzen, sondern produzieren sehr konstant über den Tag verteilt.  Deshalb kann der Wechselrichter leicht unterdimensioniert werden. Solarkataster: Lohnt sich eine Photovoltaikanlage überhaupt? 

Nachdem  nun aufgezeigt wurde, dass die Ost-West-Ausrüstung einer Photovoltaikanlage auf jeden Fall gewinnbringend sein kann, soll es zum Abschluss um eine noch viel fundamentalere Frage gehen: Wie können Sie herausfinden, ob sich die Montage einer PV-Anlage auf Ihrem Dach/in Ihrem Garten überhaupt lohnt? Die Antwort: Mithilfe eines Solarkatasters. 

Diese praktische Übersicht – auch als Solaratlas bekannt – liefert wertvolle Informationen für alle, die mit dem Gedanken spielen, sich eine PV-Anlage zuzulegen. Mittlerweile lassen sich im Internet immer mehr Kataster auf Bundesländer-, Städte- und Kommunen-Basis finden. Hier können Hauseigentümer mit einem Blick überprüfen, ob die Montage einer Photovoltaikanlage auf Ihrem Dach überhaupt sinnvoll ist. Unterschiedliche Farben geben sofort einen Hinweis auf die Eignung. 

Blick aus der Luft 

Für die Erstellung des Solarkatasters wurden hochauflösende Luftaufnahmen herangezogen. Diese zeigen sogar kleinere Strukturen wie etwa Dachfenster oder Schornsteine. Zweitere sorgen für geringfügige Verschattung und mindern den Ertrag der Anlagen. Diese Daten werden mit amtlichen Grundbüchern abgeglichen und um eine Simulation der Sonneneinstrahlung erweitert. Heraus kommen durchaus zuverlässige Informationen hinsichtlich der Eignung eines Daches für eine Solaranlage. 

So hilfreich und praktisch ein Solarkataster auf den ersten Blick auch sein mag, es ersetzt keinesfalls das Gespräch mit einem Experten. Nur der Profi kann sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation machen und aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung einschätzen, wie sinnvoll die Montage einer Photovoltaikanlage wäre. Das Kataster liefert hingegen „nur“ eine erste Orientierung.  

PV-Anlage mit Ost-West-Ausrichtung: Fazit 

Es lohnt sich auf jeden Fall, eine PV-Anlage mit Ost-West-Ausrüstung aufzustellen. Die Zeiten, in denen lediglich die Süd-Variante für ausreichend Sonnenstrom gesorgt hat, sind definitiv vorbei. Die schlechte Eignung der Ost-West-Ausrichtung für die Stromproduktion ist somit nichts anderes als ein Mythos aus längst vergangenen Tagen, der bis heute überlebt hat.  

Photovoltaikanlagen mit Ost-West-Ausrichtung liefern dann Strom, wenn er am meisten gebraucht wird – als morgens und am Nachmittag. Ihr Neigungswinkel von lediglich 20° sorgt außerdem dafür, dass der Wind weniger Angriffsmöglichkeiten hat. Dazu kommt, dass im Vergleich zu Süd-Ausrichtung markant mehr Module aufgestellt werden können und der Ertrag dadurch automatisch steigt.  
 
Dennoch müssen einige Faktoren berücksichtigt werden und sich nur auf die theoretischen Fakten eines Solarkatasters zu verlassen, reicht noch nicht aus. Für die optimale Planung ihrer Photovoltaikanlage wenden Sie sich deshalb am besten immer an einen Experten.  

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