Solarcarport-Pflicht: Wo gilt sie und was gibt es zu beachten? | Klimaworld

Solarcarport-Pflicht: Wo gilt sie und was gibt es zu beachten? 

Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist der Klimawandel. Er erfordert sowohl im privatenals auch gewerblichen Bereich ein Umdenken und eine neue Form der Organisation. Der Ausbau erneuerbarer Energien spielt dabei eine zentrale Rolle. Insbesondere das Potenzial von Photovoltaikanlagen ist noch nicht in vollem Umfang ausgeschöpft.  

Damit neben Gebäudedächern und weitläufigen Freiflächen andere Möglichkeiten für die stromerzeugenden Anlagen genutzt werden, besteht seit dem 01.01.2022 in Baden-Württemberg für neu errichtete Parkplätze eine Solarcarport-Pflicht. Damit ebnet Baden-Württemberg als erstes Bundesland den Weg für den Ausbau der PV- Carports. Doch auch andere Bundesländer ziehen 2023 nach. Welche Vorteile Solarcarports mit sich bringen, wo diese Pflicht künftig gilt und was es bei der Errichtung zu beachten gilt, erfahren Sie hier. 

> Solarcarports: Wie lassen sich Parkplätze durch Photovoltaik sinnvoll nutzen?
> Solarcarport-Pflicht: Welche Regelungen gibt es bereits?
> Was gibt es bei der Errichtung eines Solarcarports zu beachten?
> Was sind die Nutzungsmöglichkeiten des Stroms eines Solarcarports?
> Welche Förderung gibt es für Solarcarports?
> Photovoltaik auf dem Carportdach: Lohnt sich das?

Solarcarports: Wie lassen sich Parkplätze durch Photovoltaik sinnvoll nutzen? 

An Bürogebäuden, Supermärkten, Bahnhöfen und vielen weiteren Orten sind Parkplätze unerlässlich. Doch sie beanspruchen große Flächen, die meist versiegelt sind. Ein ökologischer Ausgleich durch die Nutzung dieser Flächen für die Stromerzeugung ist daher sinnvoll. Ermöglicht wird dieser doppelte Gebrauch durch die teilweise oder komplette Überdachung mit Photovoltaikanlagen.  

Daraus ergeben sich viele Vorteile: 

  • Überdachung schützt Fahrzeuge gegen Wettereinflüsse wie Wind, Sonne, Regen und Schnee 
  • Zusätzliche Fläche für die Stromerzeugung mit Photovoltaikanlagen 
  • Nutzung des erzeugten Stroms für Elektromobilität oder den Eigenverbrauch in den Gebäuden 
  • Versiegelte Flächen werden ökologisch sinnvoll genutzt 
  • Eine vollständige Überdachung macht den Winterdienst überflüssig

Solarcarport-Pflicht: Welche Regelungen gibt es bereits? 

Die zahlreichen Vorteile der sauberen Stromerzeugung auf versiegelten Flächen haben dazu geführt, dass die Überdachung von Parkplätzen mit Photovoltaikanlagen in einigen Bundesländern bereits verpflichtend ist.  

Folgende Regelungen gelten bisher: 

  • Baden-Württemberg: Als erstes Bundesland hat Baden-Württemberg die Idee der doppelten Nutzung von Parkplätzen aufgegriffen und in das Klimaschutzgesetz integriert. Durch die Änderungen der Gesetze im Oktober 2020 wurde die Photovoltaik-Pflicht für offene, für die Solarnutzung geeignete Parkplätze mit mehr als 35 Stellplätzen eingeführt. Diese Pflicht greift bei allen Parkplätzen, für die ab dem 01.01.2022 eine Baugenehmigung gestellt wurde. Ausnahmen gibt es für Parkplätze, die entlang öffentlicher Straßen liegen. 
  • Schleswig-Holstein: Auch Schleswig-Holstein hat ein neues Energiewende- und Klimaschutzgesetz beschlossen. In diesem ist ebenfalls eine Pflicht für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf großen Parkplätzen vorgesehen. Sie gilt allerdings lediglich für neu errichtete Parkflächen mit über 100 Stellplätzen. 
  • Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen hat die Solarpflicht über eine Änderung der Landesbauordnung eingeführt. Ab 2022 müssen alle neuen Parkplätze von Gewerbeflächen mit mehr als 35 Stellplätzen mit Photovoltaikanlagen überdacht werden. Auch Parkplätze von Supermärkten, Baumärkten und Einkaufszentren sind von dieser neuen Regelung betroffen. 
  • Rheinland-Pfalz: Ab 2023 gilt ebenfalls in Rheinland-Pfalz eine Solarpflicht. Gewerblich genutzte Parkflächen, die mehr als 50 Stellplätze umfassen und geeignet sind, müssen künftig zu mindestens 60 % mit Photovoltaikanlagen überdacht werden. 

Was gilt es bei der Errichtung eines Solarcarports zu beachten? 

Bei der Errichtung eines Solarcarports gilt es für Unternehmen einige Faktoren zu beachten: 

  • Baugenehmigung: Für Carports mit PV ist eine Baugenehmigung notwendig. Dafür wird individuell geprüft, ob die vorgegebenen Bedingungen erfüllt sind. Meist ist eine Abstimmung mit den Nachbarn ratsam. Dadurch können spätere Beschwerden verhindert werden. Darüber hinaus ist eine Einspeisegenehmigung des Verteilnetzbetreibers (VNB) notwendig, damit eine Photovoltaikanlage auf einem Carport errichtet werden kann. 
  • Statik: Photovoltaikanlagen sind ein zusätzliches Gewicht. Daher ist bei der Planung des neuen Parkplatzes nicht nur die Dachkonstruktion zu bedenken. Auch der Aufbau und die Solarmodule müssen in die Kalkulationen einbezogen werden. Aufgrund dieser Besonderheit handelt es sich bei Photovoltaikanlagen auf Carports immer um Maßanfertigungen. Die Planung erfolgt durch einen Architekten. 
  • Verschattung: Schatten wirkt sich negativ auf die Stromproduktion von Photovoltaikanlagen aus. Da Parkplätze meist neben größeren Gebäuden liegen, ist die Positionierung der Solarcarports daher von großer Bedeutung. Abhängig von der Tageszeit kann es bei einer fehlerhaften Platzierung zu deutlichen Beeinträchtigungen kommen. Die richtige Positionierung ist essenziell, damit die Anlage effizient arbeitet. 
  • Stromnetz: Ein wesentlicher Bestandteil von Photovoltaikanlagen sind die Wechselrichter. Sie wandeln den Gleichstrom um, sodass er in Gebäuden nutzbar ist. Diese Komponente der Anlage benötigt einen Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Damit ein Anschluss an dieses erfolgt, ist ein Antrag vom Projektleiter in Zusammenarbeit mit dem Solarteur zu stellen. Einzureichen ist dieser vom Betreiber. Der Prozess ist abhängig von der Größe der Anlage mehr oder weniger umfangreich. 

Achtung: 

Abgesehen von der üblichen Brandschutz- und Gebäudeversicherung ist eine Betriebshaftpflichtversicherung notwendig, um eine Photovoltaikanlage auf einem Parkplatz zu betreiben. 

Was sind die Nutzungsmöglichkeiten für den Strom der Solarcarports? 

Für Parkplätze mit Photovoltaik-Überdachung ergeben sich mehrere Möglichkeiten, den eigens erzeugten Strom zu nutzen: 

  • Eigenverbrauch: Eine Möglichkeit, den auf den Parkplätzen erzeugten Strom zu nutzen, ist der Eigenverbrauch im Gewerbegebäude. Diese Variante ist besonders wirtschaftlich, da für diesen Strom lediglich die Gestehungskosten und ein Anteil der EEG-Umlage zu zahlen sind. Daher ist der selbst erzeugte Strom deutlich günstiger als der aus dem öffentlichen Netz bezogene. 
  • Ladestation: Auch die Nutzung des erzeugten Stroms für den eigenen Fuhrpark oder Besucher und Mitarbeiter, die Elektrofahrzeuge nutzen, ist eine attraktive Möglichkeit. Dadurch sind Unternehmen deutlich unabhängiger von den steigenden Strompreisen und schaffen zusätzlich mehr Lademöglichkeiten für E-Autos. 
  • Volleinspeisung: Theoretisch ist die komplette Einspeisung des Solarstroms in das öffentliche Stromnetz möglich. Allerdings ist es höchst unwahrscheinlich, dass Unternehmen diese Variante nutzen. Das liegt unter anderem daran, dass die Einspeisevergütung bei „sonstigen baulichen Anlagen“, welche vorrangig anderen Zwecken als der Stromerzeugung dienen, deutlich niedriger ist als bei Anlagen, die ausschließlich zu diesem Zweck errichtet wurden. 
  • Lieferung an Dritte: Ebenfalls möglich ist die Lieferung des Stroms an Dritte. Insbesondere vor Ort ist diese Variante sehr sinnvoll. So können Mieter in einem Einkaufszentrum, Food Trucks, Autowaschanlagen oder Ladestationen für Elektrofahrzeuge mit dem durch die Photovoltaikanlage erzeugten Strom versorgt werden. 

Welche Förderung gibt es für Solarcarports? 

Unternehmen, die einen Teil zur Energiewende beitragen, haben die Möglichkeit, Fördergelder zu beantragen. Für Photovoltaikanlagen gibt es unterschiedliche Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): 

  • „Erneuerbare Energien – Standard“ (Programm 270): Dieses Förderprogramm richtet sich an private und öffentliche Unternehmen jeglicher Größe, aber auch an Privatpersonen und öffentliche Einrichtungen. Über zinsgünstige Kredite fördert die KfW durch dieses Programm Anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme. Daher sind auch Photovoltaikanlagen auf Carports förderfähig. Mit der Bewilligung des Antrags auf Förderung sind Kredite 2,3 % effektivem Jahreszins möglich. 
  • Klimaschutzoffensive für den Mittelstand (Programm 293): Dieses Förderprogramm richtet sich ausschließlich an Unternehmen und Freiberufler. Förderkredite ab 1,72 % effektivem Jahreszins sind dabei für alle möglich, die Investitionen in die Klimaschutzmaßnahmen der EU tätigen. Darunter fällt unter anderem die CO2-arme Bereitstellung von Strom durch erneuerbare Energien wie Photovoltaik. Über dieses Programm sind Kreditbeträge bis zu 25 Millionen Euro möglich.

Photovoltaik auf dem Carportdach: Lohnt sich das? 

Die zahlreichen Vorteile von Photovoltaik Carports sind nicht nur für Unternehmen interessant. Auch für private Haushalte ist die Solarstromerzeugung auf dem Garagendach vorteilhaft. Der zusätzlich gewonnene Solarstrom ist für den Eigenverbrauch und die Elektromobilität nutzbar. Bei der Planung einer Photovoltaikanlage auf dem Garagendach gilt es ähnlich wie bei den Parkplätzen einige Aspekte zu beachten. Insbesondere eine mögliche Verschattung ist bei der Planung zu bedenken. Auch in Bezug auf die Statik sollten im Vorfeld Überprüfungen hinsichtlich der Eignung vorgenommen werden. 

Neben der Photovoltaikanlage an sich gehört die Unterkonstruktion, falls benötigt, zu den anfallenden Kosten. Sowohl Konstruktionen aus Stahl als auch aus Holz sind dabei möglich. Die Module können abhängig von der Ausführung sowohl als Dach fungieren als auch auf einer vorhandenen Dachfläche angebracht werden. Dabei ist die Dachneigung flexibel und lässt sich je nach Situation vor Ort anpassen. 

Solarcarport-Pflicht: Fazit 

Photovoltaikanlagen auf Carports bringen zahlreiche Vorteile mit. Die Überdachungen bieten zum einen Schutz gegen Wettereinflüsse wie Sonne, Regen oder Schnee. Zum anderen werden die versiegelten Parkplätze ökologisch sinnvoll für die saubere Stromproduktion genutzt. Daher haben bereits einige der Bundesländer eine Photovoltaik Pflicht für neue Parkplätze eingeführt. Welche Vorgaben genau gelten, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland.  

Für Unternehmen ergibt sich daraus zwar ein großer Planungsaufwand, da einige Faktoren bei der Errichtung der Photovoltaik Carports zu beachten sind, dafür gibt es aber auch positive Möglichkeiten wie etwa eine Kostenersparnis durch die Nutzung des eigens erzeugten Stroms oder die Lieferung an Dritte. Unterstützung erhalten sie dabei durch staatliche Förderprogramme. Doch nicht nur für Unternehmen bieten die Photovoltaik Carports vielfältige Vorteile, auch Eigenheimbesitzer können von dem zusätzlichen Strom durch die Module auf der Garage oder einer Unterkonstruktion profitieren. 

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