Solarpflicht Deutschland 2022: Start, Bedeutung und Bedingungen| Klimaworld

Solarpflicht in Deutschland und ihre Einführung 2022

Um die hoch angesetzten Klimaziele zu erreichen, gibt es einige Maßnahmen, die aktuell noch zur Diskussion stehen. Eines der meistdiskutierten Instrumente in diesem Kontext ist die Solarpflicht. Die neue Bundesregierung hat bereits angekündigt, Hürden abzubauen, um Dachflächen für die Solarenergie nutzbar zu machen. Bundesweit sind diese Pläne noch nicht handfest, doch einige Bundesländer sind diesbezüglich schon ein paar Schritte weiter. In Baden-Württemberg seit diesem Jahr bereits eine Solarpflicht. Was genau die Solarpflicht beinhaltet und was sie für private Neubauten bedeuten könnte, erfahren Sie in diesem Beitrag.

> Was bedeutet die Solarpflicht?
> Die Vorreiter in Deutschland
> Wann kommt die bundesweite Pflicht?
> Solarpotenzial in Deutschland
> Welche Kosten entstehen durch die Solarpflicht?
> Was bedeutet die Solarpflicht für Eigenheimbesitzer?

Was bedeutet die Solarpflicht?

Die Solarpflicht, auch solare Baupflicht genannt, meint eine gesetzliche Vorgabe zum Einbau von Photovoltaik- oder Solaranlagen in Neubauten oder Bestandsgebäuden. Diese gesetzliche Vorgabe soll den Ausbau der regenerativen Energien beschleunigen. Bisher gilt die Solarpflicht allerdings nur in einigen Regionen und noch nicht bundesweit.
Die Solarpflicht soll unter anderem dabei unterstützen, die Energiewende zu beschleunigen und das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045 zu erreichen. Doch die Idee einer gesetzlichen Vorgabe stößt auf Kritik. Insbesondere die Frage der Finanzierung und die Realisierung im Bereich der Mietshäuser wird des Öfteren zur Diskussion gebracht. Die genaue Ausgestaltung einer möglicherweise kommenden solaren Baupflicht ist allerdings noch nicht abschließend geklärt.
Aktuell sind die Möglichkeiten, um eine eventuelle Solarpflicht erfüllen zu können, sehr vielfältig. Der Bund stellt vielfältige Förderangebote zur Verfügung, aber auch Mietmodelle für Solaranlagen und flexible Finanzierungsmöglichkeiten könnten die Umsetzung erleichtern.

Solarpflicht – Die Vorreiter in Deutschland

Das erste Bundesland, für welches die Solarpflicht beschlossen wurde, ist Baden-Württemberg. In diesem Bundesland wird bereits seit Januar 2022 bei jedem Nichtwohngebäude verpflichtend eine Solaranlage installiert werden. Ab Mai 2022 ist dies für alle privaten Neubauten Pflicht. Die solare Baupflicht für die Dachsanierung von Bestandsgebäuden soll dann ab Januar 2023 ebenfalls wirksam werden.
Berlin, Bremen und Hamburg haben ebenfalls eine solare Baupflicht für Wohngebäude verabschiedet, welche spätestens ab 2023 in Kraft treten wird. Konkret sind in diesen Bundesländern folgende Regelungen in Kraft getreten:

  • Solarpflicht in Berlin
    Ab dem 01.01.2023 tritt in Berlin das sogenannte Solargesetz in Kraft. Dieses verpflichtet private Eigentümer von Neubauten zur Installation und zur Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage auf dem Gebäudedach. Bei einer Dachsanierung von Bestandsgebäuden ist dies ebenfalls verpflichtend. Alternativ ist eine Installation an der Gebäudefassade möglich.
  • Solarpflicht in Bremen
    Ab 2022 tritt in Bremen die Solarpflicht für Neubauten in Kraft. Diese bezieht sich sowohl auf Wohngebäude als auch auf Gebäude, welche gewerblich genutzt werden. Bestandsgebäude sind ebenfalls von dieser Pflicht betroffen, wenn eine umfassende Dachsanierung durchgeführt werden soll.
  • Solarpflicht in Hamburg
    In Hamburg gilt ab 2023 die solare Baupflicht für alle Neubauten. Bei der Dachsanierung von Bestandsgebäuden tritt die Pflicht zur Installation einer Photovoltaikanlage erst ab 2025 in Kraft.

Die Bundesländer Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen haben abgeschwächte Versionen der solaren Baupflicht vereinbart. Davon betroffen sind hauptsächlich gewerblich genutzte Gebäude und Parkplatzflächen. Folgende Regelungen sind aktuell gültig:

  • Solarpflicht in Nordrhein-Westfalen
    In Nordrhein-Westfalen gilt die solare Baupflicht bisher lediglich im Bereich neuer Parkflächen. Parkplätze, welche über mehr als 35 Stellplätze verfügen, sollen verpflichtend überdacht werden und mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet werden. Dies gilt für Flächen, welche zu Nichtwohngebäuden gehören. Die Gesetzesreform der Landesbauordnung bei Parkflächen gilt seit Juli 2021.
  • Solarpflicht in Niedersachsen
    Ab 2023 gilt in Niedersachsen eine Solarpflicht für den Nichtwohngebäude-Bereich. Alle gewerblich genutzten Gebäude mit einer Dachfläche von mindestens 75m² müssen auf Minimum 50 % der Dachfläche eine Solaranlage installieren. Alle Neubauten, auch im Bereich der Wohngebäude, müssen sicherstellen, dass die Nachrüstung mit einer Photovoltaikanlage möglich ist.
  • Solarpflicht in Rheinland-Pfalz
    Auch in Rheinland-Pfalz hat der Landtag eine Solarpflicht ab 2023 beschlossen. Im Rahmen dieser müssen Neubauten im gewerblichen Bereich mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Überdachte Parkplätze mit mehr als 50 Stellplätzen müssen mit Solarmodulen bestückt werden. Die Besonderheit in Rheinland-Pfalz ist, dass als Alternative zur Photovoltaikanlage die Installation einer Solarthermie-Anlage zur Erfüllung der solaren Baupflicht ausreichend ist.

Die Bundesländer Hessen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Saarland haben bisher keine Informationen bezüglich einer möglicherweise geplanten Solarpflicht veröffentlicht.

Auf Kommunalebene war das baden-württembergische Waiblingen die erste deutsche Stadt, in welcher eine Solarpflicht eingeführt wurde. Bereits 2006 wurde über Grundstücksverträge und den Bebauungsplan in einem Neubaugebiet festgelegt, dass die geplanten Neubauten über eine Solarthermie-Anlage verfügen müssen. Tübingen, Amberg, Marburg und Bonn haben ähnliche Regelungen eingeführt.

Achtung: Solarthermie ist nicht gleich Photovoltaik!
Bei Solarthermie wird Wasser mit Sonnenenergie erwärmt, bei Photovoltaik Strom aus Sonnenenergie gewonnen – der kann vielseitig genutzt werden, zum Beispiel auch zur Warmwasserbereitung, aber eben auch zum Betrieb der Abnehmer im Haushalt oder zum Tanken des E-Autos!


Ostern 2022: Kommt die bundesweite Solarpflicht?

Aktuell ist das Thema der bundesweiten Solarpflicht sehr präsent. Mit der neu gewählten Bundesregierung wird es eine solare Baupflicht für gewerbliche Neubauten geben. Im Bereich der privaten Neubauten soll es zur Regel werden. Bei Bestandsgebäuden ist eine nachträgliche Aufrüstung bisher keine Pflicht.
Damit ist noch nicht detailliert geklärt, ob und wie sich eine bundesweite Solarpflicht für alle Gebäude gestaltet. Jedoch ist die solare Baupflicht in jedem Fall ein wichtiger Baustein, um die Klimaneutralität zu erreichen. Deutschlandweit einheitliche Maßnahmen wären in jedem Fall einer der Vorteile, welche sich durch eine Regelung auf Bundesebene ergeben würden.
Auch vonseiten der Solarwirtschaft werden solche Pläne positiv aufgenommen. Jedoch mahnt der Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW Solar), dass sowohl attraktive Investitionsrahmen als auch klare und angemessene Ausbauziele im Vorfeld definiert sein müssen, damit eine notwendige Planungs- und Investitionssicherheit gewährleistet ist.

Solarpotenzial in Deutschland

Um die verschärften Ziele des Klimaschutzgesetzes 2021 erreichen zu können, wird der schnelle und großflächige Ausbau von Solarenergie essentiell sein. Insbesondere im Bereich der privaten und gewerblichen Gebäude gibt es noch einiges an Potenzial auszuschöpfen.
So werden beispielsweise in Metropolen wie Berlin und Frankfurt weniger als 15 % der Neubau-Dachflächen für die Gewinnung von Solarenergie genutzt. Auch in Städten, welche zu den Führenden im Bereich der Solarenergienutzung gehören, haben lediglich die Hälfte der Neubauten eine Solaranlage. Das ungenutzte Solarpotenzial Deutschlands in Alt- und Neubau beläuft sich im April 2021 laut EUPD auf 89 %. Bei näherer Betrachtung der Ergebnisse der EUPD fällt auf, dass im Süden Deutschlands bereits mehr Potenziale genutzt werden als im Osten des Landes. Solarpotenzial in Deutschland laut EUPD. Quelle: EUPD

Deutschlandweit erreicht der Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt mit einem Sättigungsgrad von lediglich 3,4 % den niedrigsten Wert.

Welche Kosten entstehen durch die Solarpflicht?

Die Mehrkosten für künftige Bauträger würden durch eine Solarpflicht zwischen 10.000 und 20.000 Euro liegen. Dies würde die Kosten für die Anschaffung, die Installation und einen Stromspeicher abdecken. Die zusätzlich entstehenden Kosten könnten auf Bauträger allerdings abschreckend wirken.
Förderprogramme und die bundesweit geltende Einspeisevergütung erleichtern die Finanzierung von Photovoltaikanlagen. Die Einspeisevergütung, welche sich aktuell auf 6,83 Cent pro Kilowattstunde beläuft (Stand 22.1.22), entlohnt die Einspeisung von Solarstrom in das öffentliche Netz. Die Kombination aus der Stromkostenersparnis und der Einspeisevergütung ermöglicht einen schnellen Ausgleich der getätigten Investitionskosten. Doch auch Förderprogramme über das BEG ermöglichen eine erleichterte Finanzierung durch Unterstützung vom Bund.

Was bedeutet die Solarpflicht für Eigenheimbesitzer?

Zum einen bedeutet die Pflicht zur Installation einer Solaranlage einen erheblichen Mehrkostenaufwand. Zum anderen bietet es einige langfristige Vorteile und Einsparungen.
Obwohl die Kosten für die Anschaffung und die Installation einer Photovoltaikanlage zunächst abschreckend wirken können, lassen sich dadurch einige Einsparungen erzielen. Insbesondere die Einsparungen im Bereich der Stromkosten durch die Nutzung von Eigenstrom bieten einen enormen Vorteil. Auch der überschüssig erzeugte Strom kann durch Stromspeicher gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden. Dadurch wird die Effizienz der Anlage weiter erhöht werden. Als Vermieter ergibt sich darüber hinaus sogar die Möglichkeit, den eigens erzeugten Strom den Mietern anzubieten. Dadurch kann eine zusätzliche Einnahmequelle geschaffen werden.

Fazit zur bundesweiten Solarpflicht: Notwendig, nachhaltig und bald normal

Noch ist die Solarpflicht im Wohngebäudebereich nur in wenigen Bundesländern verpflichtend. Doch die Diskussion um eine Solarpflicht auf Bundesebene mit einheitlichen Regelungen für den privaten Bereich ist mit der neuen Bundesregierung so aktuell wie noch nie. Trotz der entstehenden Mehrkosten sind die Vorteile durch die Photovoltaikanlagen vielfältig. Die Erzeugung des eigenen Stroms und die damit einhergehenden Ersparnisse der Stromkosten und die Einspeisevergütungen durch das Einspeisen des erzeugten Stroms in das öffentliche Netz ermöglichen es, dass sich die Investition in eine Photovoltaikanlage schnell rentiert. Photovoltaik- und Solaranlagen werden in Zukunft zunehmend fester Bestandteil der Architektur sein, sowohl im gewerblichen als auch im privaten Bereich.

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