
Solarzaun - Das müssen Sie über den Photovoltaik-Zaun wissen
Wer an Photovoltaikanlagen denkt, der hat vermutlich sofort die klassischen Bilder der PV-Modulen auf Dächern im Kopf oder stellt sich enorme Modulreihen vor. Einen Solarzaun haben hier wohl nur die wenigsten im Sinn. Dabei ist der Einsatz von PV-Modulen als Zaun gar nicht so abwegig, wie man im ersten Moment vielleicht meinen möchte.
Der folgende Artikel beantwortet, wie ein Solarzaun genau funktioniert. Dabei wird ein Blick auf die zugrunde liegende Spezialtechnologie,die möglichen Anwendungsgebiete und die Montage von Photovoltaik-Zäunen geworfen.
> Wie ist ein Solarzaun aufgebaut?
> Bifacialer Solarzaun: Diese Technologie steckt dahinter
> So wird ein Solarzaun montiert
> Welche Vorteile hat ein Solarzaun?
> Solarzaun: Was ist die optimale Ausrichtung?
> Welche Leistung liefert ein Solarzaun?
> Solarzaun: Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen
> Solarzaun: Was gibt es zu beachten?
Wie ist ein Solarzaun aufgebaut?
Die grundsätzliche Struktur einer als Zaun eingesetzten Photovoltaikanlage unterscheidet sich nicht von der klassischen Dach-Variante.
Die wichtigsten Punkte:
- Solarmodule wandeln Sonnenlicht in elektrische Energie um.
- Die einzelnen Module sind über Kabel miteinander verbunden.
- Um den erzeugten Gleichstrom im Haushalt nutzbar zu machen, muss er zunächst in Wechselstrom umgewandelt werden. Das geschieht im Wechselrichter.
Abhängig vom jeweiligen Fabrikat erreichen Photovoltaik-Zäune eine Höhe zwischen 1,1 und 2,0 Metern. Die Module können entweder quer oder hochkant zwischen den Pfosten montiert werden. Wie das genau abläuft, wird im nächsten Absatz erklärt
Bifacialer Solarzaun: Diese Technologie steckt dahinter
Der Aufbau einer klassischen Photovoltaikanlage sieht in der Regel so aus: Die Sonnenkollektoren werden mit der lichtempfindlichen Seite nach oben auf einem stabilen Untergrund befestigt. Die Sonne scheint dann von oben auf die Module. Typisch für diese Konstruktionsart ist unter anderem, dass es lediglich eine sensitive Seite gibt. Die Unterseite reagiert nicht auf den Lichteinfall.
Bei der Verwendung von Photovoltaikanlagen als Zaun sieht die Sache ganz anders aus. Hier sind beide Seiten dem Sonnenlicht ausgesetzt, je nach Tagesverlauf mal mehr und mal weniger. Um sowohl die direkte (Vorderseite) als auch die indirekte Einstrahlung (Rückstrahlung) nutzen zu können, werden bifaciale PV-Module verwendet. Diese unterscheiden sich stark von den klassischen Exemplaren. Während üblicherweise lichtundurchlässige Folien für den Verschluss der Rückseite zum Einsatz kommen, hat man es bei bifacialen Exemplaren mit einer transparenten Folie oder mit Glas zu tun.
Der große Vorteil dieser PV-Art liegt auf der Hand: Bifaciale Module liefern bei Idealbedingungen auf derselben Fläche Mehrerträge von über 25 % gegenüber den klassischen Modellen. Deshalb werden sie nicht nur als Photovoltaik-Zaun eingesetzt, sondern finden sich mittlerweile auch immer öfter auf Dächern wieder.
Bifacial = zwei Gesichter Der Begriff „bifacial“ oder „bifazial“ stammt eigentlich aus dem Englischen und bedeutet wortwörtlich übersetzt nichts anderes als „zweigesichtig“. Diese Bezeichnung trägt die Technologie aufgrund des Umstandes, dass sowohl die Vorder- als auch die Rückseite bifacialer Solarmodule lichtempfindlich ist. |
So wird ein Solarzaun montiert
Die rundum am besten geeignete Basis für den Einsatz von PV-Zaunelementen ist der klassische Doppelstabmattenzaun. Dieser ist robust, stabil, bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis und kann vergleichsweise einfach aufgezogen werden.
Sobald der Zaun steht, werden die PV-Module in den Zaun eingehängt. Sie sind standardmäßig mit einer entsprechenden Vorrichtung ausgestattet. Die einzelnen Elemente lassen sich dank praktischer Stecker ganz einfach miteinander verbinden.
Das gesamte Projekt ist also nicht sonderlich schwierig zu umzusetzen. Detailliertere Infos rund um die Montage des Photovoltaikzauns liefern die jeweiligen Gebrauchsanweisungen – Die Hersteller wissen am besten, worauf bei ihren Produkten zu achten ist.
Welche Vorteile hat ein Solarzaun?
Ein neuer PV-Zaun lässt sich auf unterschiedliche Arten einsetzen. Klassisch als Einfriedung eines Grundstücks, eines Gartens oder eines Schrebergartens. Dabei dienen sie auch gleichzeitig als Sichtschutz. Die Module machen sich aber auch auf einem Balkon gut, wenn kein eigener Grundbesitz besteht. PV-Zäune werden als Abgrenzung für Gewerbeflächen oder Parkplätze sowie für Weideflächen in der Landwirtschaft genutzt. Solche Anlagen funktionieren außerdem bestens als Lärmschutzwände entlang von Autobahnen.
Im Gegensatz zu aufgeständerten Photovoltaikanlagen bleibt bei einem Solarzaun wertvolle Nutzfläche im Garten oder auf dem Acker bestehen. Er ist außerdem eine vielseitige Alternative, wenn z.B. auf dem Dach keine Solaranlage installiert werden kann oder eine bereits vorhandene PV-Anlage sinnvoll ergänzt werden soll. Anders bei einer PV-Anlage auf dem Dach kann die Reinigung der Module kann ganz einfach selbst erledigt werden.
Um die Sicherheit muss man sich auch keine Gedanken machen: Die Module bestehen aus einem widerstandsfähigen Glas, dass auch Hagel und großen Schneelasten standhält. Solarzäune arbeiten darüber hinaus meist mit Kleinspannung von unter 120 Volt Gleichspannung und können bedenkenlos berührt werden. Die vertikale Aufstellung der Zaunmodule führt zu einem anderen Stromerzeungsprofil als bei Dachanlagen, denn es entsteht tendenziell weniger Überproduktion während der Mittagszeit.
Solarzaun: Was ist die optimale Ausrichtung?
Wie bei der klassischen Dach-PV-Anlage gilt auch für den Solarzaun, dass er dann die beste Leistung bringt, wenn er richtig ausgerichtet ist. Ziel ist es, dass die Photovoltaikmodule so viele Sonnenstunden wie möglich abbekommen und entsprechend hohen Ertrag liefern.
Für einen Photovoltaik-Zaun empfiehlt sich eine Südausrichtung oder eine Ost-West-Ausrichtung. Die Süd-Variante ist deshalb vorteilhaft, weil dank der intensiven Mittagssonne besonders viel Strom gewonnen wird. Noch ertragreicher ist allerdings die Ost-West-Option. Sie liefert sowohl in der Frühe als auch am Abend sehr gute Erträge. Das kann sie allerdings nur dann, wenn bifaciale Module verbaut werden.
Welche Leistung liefert ein Solarzaun?
Aufgrund der vertikalen Montage liefern die PV-Module eines Solarzauns in der Regel weniger Leistung als die horizontal befestigten Photovoltaikanlagen auf dem Dach. Während Dach-Anlagen in Deutschland jährlich im Durchschnitt zwischen 900 und 1.100 kWh pro Kilowatt-Peak liefern, sind es bei einem Solarzaun mit gleicher Nennleistung 600 bis 750 kWh.
Solarzaun: Mit diesen Kosten müssen Sie rechnen
Die Kosten für Ihren Solarzaun richten sich stark nach den vorhandenen Gegebenheiten am gewünschten Aufstellort. Die einzelnen Module wiegen um die 20 kg, sodass nicht jeder Boden für die Belastung gemacht ist und ggf. erst noch ein Fundament angelegt werden muss. Untergründe mit Neigung sind zudem herausfordernder als ebene Aufstellflächen.
Soll der Zaun besonders hoch sein, müssen natürlich auch mehr Module gekauft werden. Zusätzlich müssen noch Kosten für die Installation – sofern er nicht selbst montiert wird – und den Anschluss des Solarzauns bedacht werden. Lassen Sie sich auf jeden Fall von einem Experten beraten und holen Sie verschiedene Angebote ein.
Als Richtwert kann man mit 600-900 Euro pro laufendem Meter Solarzaun rechnen.
Ist für einen Solarzaun Förderung möglich?
Solarzäune zählen zu den Freiflächenanlagen und können deshalb mit einem zinsgünstigen Kredit der KfW (Kredit Erneuerbare Energien-Standard 270) finanziert werden. Darüber kann ein Darlehen bis zu 50 Millionen Euro abgerufen werden.
Mit den Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 gibt es nun auch die Möglichkeit, Einspeisevergütung pro kWh für Solaranlagen zu erhalten, die nicht direkt am Haus installiert sind. Dazu ist jedoch ein Nachweis nötig, dass auf dem Dach keine Photovoltaikanlage installiert werden kann, z.B aus bautechnischen Gründen oder aufgrund von Denkmalschutzvorgaben. Wie genau das nachgewiesen werden soll, wurde allerdings bisher noch nicht festgelegt.
Informieren Sie sich auf jeden Fall im Vorfeld auch, ob es regionale Förderprogramme gibt, die die Anschaffung eines Solarzauns umfassen.
Solarzaun: Was gibt es zu beachten?
Der Einsatz von Photovoltaik-Modulen als Zaun ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Entsprechend gibt es diesbezüglich noch wenig Erfahrungswerte. Deshalb haben wir an dieser Stelle einige wichtige Punkte gesammelt, von denen man den einen oder anderen zunächst vielleicht gar nicht so auf dem Schirm hat.
- Tierschutz: Undurchlässige Zaunelemente stellen für viele Kleintiere oft ein unüberwindbares Hindernis dar. Es kann daher unter Umständen aufgrund tierschutzrechtlicher Vorgaben nötig sein, zwischen PV-Zaun und Erde so viel Abstand freizulassen, damit Tiere durchschlüpfen können.
- Bodenqualität: Eine PV-Zaun weist insgesamt ein deutlich höheres Gewicht auf als etwa ein klassischer Maschendrahtzaun. Deshalb kann es durchaus möglich sein, dass sie für den Photovoltaik-Zaun ein Betonfundament gießen müssen.
- Solarzaun selber bauen: Einige Anbieter haben Photovoltaikzäune zur Selbstmontage im Programm. Wer über ausreichend handwerkliches Können verfügt, spart sich dadurch Handwerkerkosten. Allerdings ist die eigenhändige Anbringung nur erlaubt, solange die Spannung des Zauns maximal 120 Volt erreicht. Achtung: Den Anschluss an den Wechselrichter muss ausnahmslos immer vom Fachmann vorgenommen werden!
- Genehmigung für den Solarzaun: Wie erwähnt: Die Welt der Photovoltaik-Zäune ist eine noch recht junge. Allgemeingültige gesetzliche Grundlagen existieren entsprechend (noch) nicht. Es ist aber immer ratsam, davon auszugehen, dass dieselben Regelungen wie für eine PV-Anlage auf dem Dach gelten. Der Zaun muss außerdem einen Mindestabstand zu brennbaren Materialien aufweisen und so montiert werden, dass er selbst stärkeren Stürmen standhalten kann und die einzelnen Module nicht zur Gefahr werden. Ebenfalls zu beachten ist das jeweils in Ihrem Bundesland bzw. in Ihrer Gemeinde geltende Baurecht. Besonders bei denkmalgeschützten Gebäuden gibt es häufig Sonderregelungen zu beachten. Auf diesem Sektor unterscheiden sich die Regelungen deutschlandweit teilweise stark.
- Anmeldung: Ein Solarzaun gilt als vollwertige Stromerzeugungsanlage und muss deshalb beim Netzbetreiber angemeldet und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert werden.
Fazit: Ist ein Solarzaun sinnvoll?
Unsere Antwort auf die eingangs erwähnte Frage lautet klar und deutlich: Ja, eine Photovoltaikanlage kann auf jeden Fall als Zaun verwendet werden. Das funktioniert sogar erstaunlich gut. Allerdings müssen Sie dafür sicherstellen, auf jeden Fall bifaciale PV-Module zu verwenden.
Daneben gibt es eine Reihe weiterer Punkte, die Sie rund um den Kauf und die Montage eines PV-Zauns bedenken sollten. Unterm Strich eignet sich die Photovoltaikanlage als Zaun ideal als Zusatz zu einer bereits bestehenden Dach-PV-Anlage. So steigern Sie den Eigenverbrauch deutlich und senken gleichzeitig Ihre Stromkosten. Sich einen Photovoltaikzaun anzuschaffen ist in unseren Augen also auf jeden Fall eine sinnvolle Entscheidung!