Windkraft für Zuhause – die wichtigsten Fakten | Klimaworld
Windkraft für Zuhause – Wie sinnvoll ist sie?
Beim Thema Energieautarkie denken wohl die meisten Menschen an eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. In der jüngeren Vergangenheit hat allerdings ein anderer Trend Fahrt aufgenommen: Windkraft für zu Hause. Auf dem Papier stellt sie besonders für jene Menschen eine gute Alternative dar, die in weniger sonnenverwöhnten Gegenden wohnen und über genügend Platz für die Aufstellung eines Windrades verfügen.
Aber ist diese Option tatsächlich auch in der Realität sinnvoll? Wie sehen die idealen Voraussetzungen aus? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es? Der folgende Artikelgibt Ihnen einen Ratgeber an die Hand, um Ihnen den Einstieg in die Thematik „Windkraft für zu Hause“ zu erleichtern.
> Wie funktioniert Windkraft für zu Hause?
> Welche Arten für Windanlagen für zu Hause gibt es?
> Wie sehen die idealen Bedingungen für eine private Windkraftanlage zu Hause aus?
> Welche gesetzlichen Vorschriften gibt es bei Windkraft für zu Hause zu beachten?
> Wieviel kostet eine Windanlage für den Privatgebrauch?
Windkraft für zu Hause: Wie funktioniert’s?
Windkraft für zu Hause ist dank sogenannter Kleinwindkraftanlagen (KWA) oder auch Kleinwindenergieanlagen (KWEA) eine der zahlreichen Alternativen auf dem wachsenden Feld der Energieautarkie. Was auf den ersten Blick sehr umfangreich klingt, ist im Grunde nichts anderes als ein Windrad, das üblicherweise entweder im Garten oder auf dem Hausdach montiert wird. Das Funktionsprinzip dahinter ist einfach:
- Der Wind treibt die Rotoren des Windrades an, sie beginnen sich zu drehen.
- Ein Windgenerator übernimmt diese Drehbewegung und wandelt sie in Gleichstrom um.
- Ein Wechselrichter wandelt den Gleich- in Wechselstrom um.
- Der Wechselstrom wird entweder direkt ins Hausnetz eingespeist oder in einem Speicher zum späteren Verbrauch zwischengelagert.
Im Grunde gibt es keinen Unterschied zu den riesigen Windrädern in Windparks. Windräder für zu Hause sind einfach nur eine kleinere Variante davon.
Welche Arten von Windanlagen für zu Hause gibt es?
Windanlagen für zu Hause gibt es in vier unterschiedlichen Bauarten. Einer der wichtigsten Faktoren ist, ob sie die Anlage selbst ohne fremde Hilfe aufbauen möchten oder ob sie den Hersteller mit der Installation beauftragen. Wer selbst aktiv werden möchte, der kann zwischen folgenden zwei Rotoren wählen:
- Savonius-Rotoren bestehen aus zwei halbrund gebogenen Flügeln, die um eine vertikale Achse rotieren. Die Rotorblätter sind somit stets günstig nach dem Wind ausgerichtet, drehen sich allerdings vergleichsweise langsam. Das bringt den Vorteil mit sich, dass die Geräuschentwicklung nur sehr gering ist.
- Darrieus-Rotoren verfügen über zwei oder mehr halbrunde Blätter, welche an ihren Enden miteinander verbunden sind. Sie rotieren ebenfalls um eine vertikale Achse. Die Anlage hat den Vorteil, dass sie auch mit Fallwinden Strom erzeugen kann.
Wer hingegen den Hersteller mit der Installation beauftragen möchte, der kann zwischen den folgenden beiden Optionen wählen:
- Horizontalachsen-Windturbine (HAWT): Die Rotorblätter einer HAWT drehen sich, wie der Name schon vermuten lässt, um eine horizontale Achse, welche sich an den aktuell vorherrschenden Windverhältnissen ausrichten kann.
- Vertikalachsen-Windturbine (VAWT): Wenig überraschend drehen sich die Rotorblätter hier um eine vertikale Achse. Die Richtung, aus welcher der Wind weht, spielt bei diesem Aufbau keine Rolle. Allerdings ist der Wirkungsgrad geringer als bei einer HAWT.
Wie sehen die idealen Bedingungen für eine private Windkraftanlage aus?
Eine Windkraftanlage liefert klarerweise nur dann eine gute Menge an Energie, wenn auch genügend Wind vorhanden ist. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, benötigen die Anlagen mindestens Geschwindigkeiten von 4,5 Metern pro Sekunde. Das entspricht ungefähr Windstärke 3. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) stellt Windkarten für ganz Deutschland kostenlos zur Verfügung. Diese geben Einblick über die mittleren Windgeschwindigkeiten in den verschiedenen Regionen.
Professionelle Windstärkenmessungen Ein Laie kann nur schwer bestimmen, ob auf seinem Grundstück dauerhaft Windstärke 3 herrscht und sich der Betrieb einer Windkraftanlage auch tatsächlich lohnt. Deshalb gibt es die Möglichkeit, eine professionelle Windstärkenmessung durchführen zu lassen. Allerdings ist die recht teuer und steht in keinem Verhältnis zu den Kosten der Anlageninstallierung und den zu erwartenden Erträgen aus der Stromgewinnung. |
Zwei Faktoren sind für die Effizienz einer privaten Windkraftanlage besonders wichtig – Einerseits die Beschaffenheit der unmittelbaren Umgebung, andererseits die Höhe, in der die Rotorblätter montiert werden können:
- Umgebung: Eine Windkraftanlage produziert naturgemäß dann mehr Strom, wenn sie auf einer möglichst freien Fläche platziert werden kann. Hindernisse in der näheren Umgebung (egal ob natürlich oder künstlich) blockieren den Wind, sorgen für Verwirbelungen und minimieren entsprechend den Ertrag. Idealerweise steht das Windrad also auf einer möglichst großen Freifläche.
- Höhe: Wer schon einmal auf der Aussichtsplattform eines Turms gestanden hat, der weiß, dass dort oben der Wind stärker weht als am Boden. So gesehen ist es sinnvoll, das Windrad möglichst weit oben zu montieren.
Um den idealen Platz für eine Windkraftanlage zu finden, ist es unbedingt notwendig, sich im Vorfeld mit den lokalen Begebenheiten eingehend auseinanderzusetzen. Erfüllt meine Wohnsituation überhaupt die Voraussetzungen, um Windkraft für zu Hause in einem vernünftigen Maß nutzbar zu machen?
Windkraft für den Privatgebrauch: Je rauer, desto besser Private Windkraftanlagen liefern dann ein zufriedenstellendes Ergebnis, wenn sie besonders rauen Bedingungen ausgesetzt sind. Dort, wo stürmische Verhältnisse herrschen, produzieren sie am meisten Strom. Der Einsatz der Geräte ist deshalb etwa auf (Haus)Booten oder im Umfeld von abgeschiedenen (Selbstversorger)Hütten eine gute Unterstützung für ein bestehendes Energiekonzept. |
Windkraft für zu Hause: Welche gesetzlichen Vorschriften sind zu beachten?
Wer mit dem Gedanken spielt, sich eine private Windkraftanlage zuzulegen, muss sich im Vorfeld über mehrere gesetzliche Regelungen Gedanken machen. Zwei Faktoren sind hierbei besonders zu beachten: Die baulichen Vorschriften und eine notwendige Registrierung.
Bauliche Vorschriften für private Windkraft
Eine einheitliche Regelung dazu, ob für die Montage einer Kleinwindanlage eine Baugenehmigung nötig ist, existiert in Deutschland nicht. Die Regelungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Ein Beispiel ist die Höhe der Masten. In einigen Bundesländern müssen Masten unter 10 Metern Höhe nicht genehmigt werden, in anderen hingegen schon.
Alleine dieses kleine Beispiel zeigt bereits, wie unsicher bzw. unübersichtlich die Situation in diesem Bereich ist. Wir raten deshalb dringend dazu, sich bereits vor dem Kauf einer Anlage mit dem zuständigen Bauamt in Verbindung zu setzen und die rechtlichen Grundlagen abzuklären. Außerdem ist es immer eine gute Idee, vorsorglich schon mal auf die Nachbarn zuzugehen, um zu verhindern, dass Missverständnisse und Streitigkeiten entstehen.
Registrierung & Versicherung
Wer eine Windkraftanlage für den privaten Gebrauch montieren und anschließen möchte, muss das unbedingt melden. Und zwar bei zwei zuständigen Stellen: Zunächst muss die Bundesnetzagentur von der Montage in Kenntnis gesetzt werden. Auch Ihren Stromnetzbetreiber sollten Sie diesbezüglich unbedingt auf den neuesten Stand bringen.
Was zudem nicht vergessen werden sollte, ist die Versicherungsfrage. Kontaktieren Sie Ihre Versicherungsgesellschaft, um sich bezüglich einer Aufnahme der Windkraftanlage in die Gebäude- und Haftpflichtversicherung zu erkundigen.
Wie viel kostet eine Windkraftanlage für Zuhause?
So umweltfreundlich Windenergie auch sein mag: Für den Privatanwender bringt sie so gut wie keine finanziellen Vorteile. Im Durchschnitt ist mit Kosten von 5.000 Euro pro erzeugtem Kilowatt Leistung zu rechnen. Zum Vergleich: Die Kilowattkosten einer handelsüblichen Photovoltaikanlage liegen aktuell zwischen 1.000 und 1.500 Euro.
Soll die Windkraft für zu Hause beispielsweise eine Leistung von 5 Kilowatt liefern, wären wir bei Investitionskosten von ungefähr 25.000 Euro. Das ist allerdings nur der Durchschnittspreis. Die Spanne erstreckt sich ca. von 3.000 bis 10.000 Euro je kWh.
Zu den Investitionskosten kommen noch die Ausgaben für die Instandhaltung der Anlage hinzu. Diese belaufen sich auf etwa 3 % der Investitionskosten – jährlich.
Nicht an der falschen Stelle sparen! Obwohl der Trend zum Privat-Windrad erst vor kurzem entstanden ist, existiert bereits ein durchaus beeindruckendes Angebot an unterschiedlichen Anlagen. Darunter finden sich auch besonders preiswerte Modelle. Windkraftanlagen sind konstant starken Kräften ausgesetzt. Denen können sie nur dann dauerhaft standhalten, wenn die einzelnen Bauteile die entsprechende Qualität haben – und diese Qualität hat eben ihren Preis. Wer vermeintlich günstig kauft, auf den kommen unter Umständen kostspielige Reparaturen zu. |
Fazit: Lohnt sich die Installation einer privaten Windkraftanlage?
Um es kurz zu machen: Nein, in den allermeisten Fällen lohnt sich die Montage einer Windkraftanlage für zu Hause nicht. Das hat besonders mit den zu erwartenden Kosten zu tun. Die Errichtung einer privaten Windkraftanlage ist nämlich (aktuell noch) sehr teuer. Dazu kommt, dass die produzierten Energiemengen recht überschaubar sind und den Eigenbedarf nach Netzstrom nur minimal nach unten drücken. Auch die Einspeisevergütung für selbst produzierten Windstrom ist mit 8 Cent pro kWh ausgesprochen niedrig.
Einer der Gründe für die momentan noch fehlende Rentabilität der Windkraft für zu Hause ist, dass die Technik bisher ein eher stiefmütterliches Dasein geführt hat. Förderung und Forschung konzentrierte sich ganz klar auf die Photovoltaik, weshalb hier die Preise mittlerweile deutlich nach unten gegangen sind und die Effizienz gleichzeitig stark angestiegen ist. Gibt es in Zukunft ähnliche Investitionen in die Windkraft, ist nicht auszuschließen, dass sich das Ergebnis der Kosten-Nutzen-Rechnung ebenfalls zum Positiven hin verändert. Aktuell ist die Windkraft für zu Hause allerdings noch kein empfehlenswerter Ansatz.
Die Installation einer Kleinwindanlage ist aktuell nur sinnvoll, wenn sie zusätzlich zu einer Photovoltaikanlage betrieben wird. Sie hilft dabei, die klassischen Lücken in der Stromproduktion zu überbrücken, die immer dann entstehen, wenn keine oder nur wenig Sonne scheint.